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Wenn Sie das Bild anklicken, öffnet sich der Bericht
"Die Auswanderer aus dem Zillertal" von Dr. Vinzenz Reitmayr als PDF-Datei.
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In seiner Begrüßungsansprache zum Erinnerungs-treffen 150 Jahre Zillertaler
Auswanderer aus Glaubensgründen, das vom 5. bis 8. Juni 1987
in Mayrhofen in Tirol stattfand, sagte der Vizebürger-meister
von Mayrhofen, Herr F. Prammstraller: „Dieses Erinnerungstreffen
Pfingsten 1987 soll nicht dazu dienen,
alte Wunden aufzureißen und gegenseitige Anschuldigungen vorzubringen.
Es soll vielmehr für alle katholischen und evangelischen Christen
ein Anlaß sein, aus der Ver-gangenheit Konsequenzen zu ziehen,
einander noch besser kennen und verstehen zu lernen und
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sich umso entschlossener jener Herausforderung zu stellen, die unsere Zeit dem
christlichen Glauben bietet.“ Verlorene Heimat –
die Zillertaler Auswanderer 1837
lautete das Freilichtspiel
des bekannten Tiroler Dramatikers Felix Mitterer, das im Juli und
August 1987 auf dem Dorfplatz in Stumm gespielt wurde. In diesem Theaterstück
stellt der Autor die Gefahren religiöser Verbohrtheit und Auswüchse
von Fanatismus auf beiden Seiten dar.
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Warum wurden die Nachkommen der Zillertaler Protestanten nicht eingeladen?
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Das Festabzeichen zur
100-Jahr-Feier in Zillertal-
Erdmannsdorf 1937
Vom 14. Sept. bis zum 17. Sept. 2007 wurde in Zillerthal-
Erdmannsdorf/ Myslakowice mit einer großen Festveranstaltung des
170. Jahrestages der Ansiedlung der Zillertaler Protestanten gedacht. Es war ein großes Schützenfest, zu dem Schützenvereine
mit Musikkapellen aus dem schönen Zillertal in Tirol in großer Zahl angereist waren. Musikkapellen spielten und Salut wurde
auch immer wieder geschossen. Ein großes, lautes Volksfest mit dem für den Tourismus in dem so bezaubernd reizvollen
Hirschberger Tal geworben wurde. Als Mitglied des VSK hatte ich zusammen mit meinem schlesischen Heimatfreund,
Herrn Wolfgang Schubert aus Görlitz und unserem Dolmetscher, Herr Tomasz Zieba, eine Einladung zu diesem Volksfest erhalten.
Der Veranstalter, der „Verein der Freunde von Myslakowice“ mit dem Vorsitzenden Janusz Kalisz hatte sich große Mühe gegeben.
So wurden wir drei in einer komfortablen Pension (einem ehemaligen Tirolerhaus) im englischen Landhausstil untergebracht.
Diese Pension mit ihren exklusiven Zimmern wurde vor einem Jahr von einem englischen Ehepaar eingerichtet.
Am 15. Sept. fand in der ehemals evangelischen Kirche in Erdmannsdorf eine Heilige Messe in Deutsch und Polnisch,
gelesen durch den Liegnitzer Bischof, statt. Dieser Gottesdienst war verbunden mit einem lateinischen Hochgebet und einer
Eucharistiefeier. Es war uns völlig unverständlich, dass es kein ökumenischer Gottesdienst war und dass der eigentlich
betroffene Personenkreis, die Nachkommen der Zillertaler Protestanten, nicht offiziell eingeladen waren.
Nach dem Gottesdienst fand eine Kranzniederlegung vor dem Fleidl-Denkmal statt. Vom Erdmannsdorfer Schloss wehten die österreichische,
die polnische und die grüne Fahne von Erdmannsdorf mit dem Symbol |
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von Spinnrad und Webstuhl. So wie auch keine Nachkommen
der Zillertaler Protestanten eingeladen waren, so wehte auch keine deutsche Fahne vom Schloss. Danach folgte ein Ausflug nach Schmiedeberg.
Durch die schöne Innenstadt zogen die Tiroler Schützen mit ihren Kapellen zum Schmiedeberger Rathaus. Auch hier wurde wieder
Salut geschossen. Am Abend gab es ein großes Abendessen im Erdmannsdorfer Schloss. Am nächsten Tag wiederholte sich der Ausflug
der Tiroler Schützen und Musiker durch die Straßen von Hirschberg und um das Rathaus. Dann war gemeinsames Mittagessen in Bad Warmbrunn,
die Tiroler reisten ab und das Fest ging in Zillertal-Erdmannsdorf weiter. Bei unserer Ankunft am 14. Sept. bekamen wir ein
technisch und graphisch sehr anspruchsvoll hergestelltes DIN A5 Heft überreicht, das zum 50. Jubiläum der Pfarrkirche in Erdmannsdorf
und anlässlich des 170. Jahrestages der Ankunft der Tiroler Protestanten hergestellt worden war.
In diesem Heft schreibt der Bürgermeister
von Myslakowice/Erdmannsdorf, Herr Zdzistlaw Pietrowski, auf Seite 4 im 2. Absatz über Erdmannsdorf: „Jahrhundertlang waren
diese Gebiete Bestandteil des österreichischen Kaiserreichs.“ Kein Wort darüber, dass dort einmal Deutsche wohnten. Zur Erinnerung:
Von 1348 bis 1525 war Böhmische Zeit, von 1526 bis 1742 Habsburgische Zeit und ab 1742 gehörte Schlesien zu Preußen und zwischen
1945–1947 wurden die deutschen Bewohner vertrieben. In der Broschüre heißt es auf Seite 6, „ausgesiedelt“ und nicht „vertrieben“.
Wir im VSK sehen einen Schwerpunkt unserer Arbeit im Bemühen um Verständigung, Begegnung und der Aussöhnung mit den polnischen
Nachbarn, aber nur unter Wahrung der geschichtlichen Wahrheit; denn „Geschichtsklitterung“ führt nur zu Unverständnis und
erneuter Entfremdung. Das gilt natürlich für beide Seiten. In der Einladung, die ich per E-Mail erhielt, stand, dass wir uns
am 14. Sept. um 18:00 Uhr vor der Schule (Schloss) in Erdmannsdorf treffen und dass um 20:00 Uhr ein gemeinsames Abendessen
im Restaurant „Chata za wsia“ mit anschließendem Tiroler Abend mit Musik und Gesang sei. Pünktlich waren wir vor dem Schloss
und warteten – vergeblich. So sahen wir uns noch ein wenig um und gingen auch in das Tiroler Gasthaus mit dem Museum auf der Galerie
(Dom Tyrolski). Wie waren wir erstaunt, als wir dort auch die gleiche Einladung in Deutsch vorfanden, allerdings mit einer anderen
Uhrzeit. „18:00 Uhr gemeinsames Abendessen“ hieß es auf dieser Einladung. Schnell eilten wir in das Restaurant „Chata za wsia“.
Es war inzwischen 18:45 Uhr geworden, die Reden und Begrüßungsansprachen waren bereits gehalten. Das Essen wurde aufgetischt.
So konnte ich meine Ansprache nicht mehr halten, die ich hier etwas gekürzt wiedergebe:
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Die Vertreibung der Protestanten aus dem Zillertal
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1731 mußten unter Erzbischof Firmian 20.000 evangelische Salzburger wegen ihres Glaubens ihre Heimat verlassen.
14.000 Bewohner aus dem Salzburger Land siedelte Friedrich Wilhelm I. in Ostpreußen an. Andere gingen nach Nord-amerika
und gründeten im Staat Georgia die Stadt Ebenezer.
Gute 100 Jahre später, 1837, wiederholte sich das Drama im Kleinen.
Über 400 Bewohner des Zillertals wurden ausgewiesen, da sie sich weigerten, zum katholischen Glauben zurück-zukehren.
Am 31. August 1837 fuhr der der erste Treck von Zell am Ziller in Richtung Schlesien. Drei weitere machten sich bis zum 4. September
auf den langen, beschwerlichen Weg nach Schlesien. König Friedrich Wilhelm III. hatte auf Fürsprache der Gräfin
von Reden die Zillertaler Protestanten auf dem Grund und Boden seines Gutes aufgenommen. Hier bauten sie ihre Tiroler Häuser.
Diese Siedlung erhielt den Namen Zillerthal.
Bei der Abreise aus Zell am Ziller spielten sich erschütternde Szenen ab in Familien,
die nicht geschlossen zum protestantischen Glauben übergetreten waren. Von denen nun der katholisch gebliebene Teil
zurückblieb. 427 Tiroler, 70 Familien und 53 Alleinstehende nahmen aus Glaubensgründen die Vertreibung aus ihrer
geliebten Heimat auf sich.
Es wird immer von Auswanderung der Zillertaler aus Tirol gesprochen. Doch genau genommen war es
eine Vertreibung, denn ein Auswanderer ist jemand, der aus freien Stücken, in der Vergangenheit oft auch aus Not, seine Heimat
verließ, um in der Fremde sein Glück zu versuchen. Die Zillertaler Protestanten hatten nur die Wahl: Rückkehr
zur katholischen Kirche oder die Heimat verlassen müssen.
Sie wurden also vor die Wahl gestellt: Glaube oder Heimat. Als Protestanten wurden sie im Zillertal nicht geduldet.
1946/47 mußten die Nachkommen der Zillertaler im Hirschberger Tal,
wie auch alle anderen Deutschen dort, ihre Heimat verlassen. Auch sie waren keine Auswanderer und keine Flüchtlinge.
Sie mussten ihre Heimat verlassen, weil sie Deutsche waren. Sie wurden vertrieben! Auch da spielten sich erschütternde Szenen ab.
So ist es begrüßenswert, wenn an all diese Vertreibungen, die bis in die heutige Zeit anhalten, ein Mahnmal
gegen Vertreibung errichtet wird. Dieses Mahnmal, das ist meine persönliche Meinung, muß nicht unbedingt in Berlin stehen.
1937 fanden in Mayrhofen und auch in Erd-mannsdorf im Hirschberger Tal Gedenkfeiern anlässlich des 100. Jahrestages
der Vertreibung
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der Protestanten aus dem Zillertal statt. Gleich-zeitig wurde der Ort in Zillerthal-Erdmannsdorf umbenannt.
Die Festansprache für die Feier-lichkeiten in Zillerthal hatte der Justizrat Franz Egger verfasst. Wegen Erkrankung konnte
er sie nicht vortragen. So wurde die Fest-ansprache von Prof. Dr. Hans Rahm aus Breslau verlesen. 1962 fand vom 3. bis 6. August
in Mayrhofen eine Gedenkfeier anlässlich des 125. Jahrestages statt. Organisiert wurde diese Veranstaltung vom Sohn des
Justizrates Egger, vom Rechtsanwalt und Notar Wolfgang Egger aus Wiesbaden.
Vom 5. bis 8. Juni 1987 fand wieder ein Erinnerungstreffen statt. „150 Jahre Zillertaler Auswanderer
aus Glaubensgründen“. Auch dieses Erinnerungstreffen wurde wieder
von Herrn Wolfgang Egger organisiert. In seiner Begrüßungsansprache sagte auf diesem Erinnerungstreffen
der Vizebürgermeister von Mayrhofen, Herr F. Prammstrahler: „Dieses Erinnerungstreffen Pfingsten 1987 soll nicht
dazu dienen, alte Wunden aufzureißen und gegenseitige Anschuldigungen vorzubringen. Es soll vielmehr für alle katholischen
und evangelischen Christen ein Anlass sein, aus der Vergangenheit Konsequenzen zu ziehen, einander noch besser kennen und verstehen
zu lernen und sich umso entschlossener jener Herausforderung zu stellen, die unsere Zeit dem christlichen Glauben bietet.
Verlorene Heimat – die Zillertaler Auswanderer 1837,
lautete das Freilichtspiel des bekannten Tiroler Dramatikers Felix Mitterer, das im Juli und August 1987 auf dem Dorfplatz
in Stumm gespielt wurde. In diesem Theaterstück stellt der Autor die Gefahren religiöser Verbohrtheit
und Auswüchse von Fanatismus auf beiden Seiten dar.
So gilt mein Dank im Namen des VSK an den Vorsitzenden des Erdmannsdorfer Fremdenverkehrsvereins, Herrn Janusz Kalisz,
der dieses Treffen zum 170. Jahrestag der Ansiedlung der Tiroler in Erdmannsdorf organisiert hat. Als Mitglied des VSK und
mit schlesischen Wurzeln und auch „Tiroler Blut“ in den Adern bedanke ich mich und mein schlesischer Landsmann,
Herr Wolfgang Schubert, für die freundliche Einladung zu dieser Veranstaltung und weise nochmals kurz gefasst auf
die Worte von Herrn F. Prammstrahler hin: Dieses Erinnerungstreffen soll nicht dazu dienen, alte Wunden aufzureißen
und gegenseitige Anschuldigungen vorzubringen.
Wir wollen uns noch besser einander kennen und verstehen lernen.
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200 Personen nahmen an dem gemeinsamen Abendessen im Restaurant "Chata za wsia" teil.
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Der Bischof von Liegnitz zieht in die Kirche von Erdmannsdorf ein.
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Voran schreiten die Schützen mit ihren Gewehren in die Kirche.
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Leider war es kein ökumenischer Gottesdienst.
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Nach dem Gottesdienst ging es zur Kranzniederlegung am Fleidl-Denkmal.
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Die deutsche Flagge war nicht gehisst.
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Der Kranz vor dem Fleidl-Denkmal.
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Aus Dankbarkeit darüber, daß der Anführer der Zillertaler Protestanten,
Johann Fleidl, die Zillertaler Protestanten so sicher in ihre neue Heimat (Erdmannsdorf) geführt hatte,
hätte eigentlich ein Nachkomme der Zillertaler Protestanten den Kranz am Fleidl-Denkmal niederlegen müssen.
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Auch Herr Gniesewitz aus Berlin war mit seiner Frau angereist.
Sie trugen eine schlesische Tracht, wie sie früher auch im Hirschberger Tal getragen wurde.
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Heinz Kornemann im Gespräch mit Herrn Gniesewitz.
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Weitere, ausführliche Informationen über die Zillertaler Auswanderer unter
www.1837-auswanderer.de
Am 21. April 2010 berichtete der SWR in der Serie Auslandsreporter über Chilenen aus dem Zillertal.
Hier ein Bericht und einige Bilder von dieser Sendung, in der von einem Besuch der Chilenen
aus dem Zillertal in ihrer alten Heimat berichtet wird.
Bericht über die Sendung "Chilenen aus dem Zillertal":
Film von Götz Goebel "Chilenen aus dem Zillertal"
(bitte anklicken!)
Ein Erlebnisbericht vom 1. Tag der Besucher aus Chile:
Reise in die Heimat der Vorfahren
(bitte anklicken!)
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