84. Kommentar: 23. April 2015, 16:48
Sehr geehrter Herr Kornemann,
freudige Erinnerungen, aber auch Wehmut und Trauer, waren meine Begleiter bei der Lektüre Ihres Buches „Kupferberger Gold”. Bei der Internetsuche nach meiner Heimat Schlesien, bin ich rein zufällig auf dieses Buch gestoßen.
Nun zu meiner Person: Das Haus meiner Großeltern Ewald und Selma Friebe, und somit auch das Geburtshaus meiner Mutter, steht direkt am Bober in Jannowitz. Es befand sich in unmittelbarer Nähe der beiden Kirchen, des Gasthauses Scheuer und der Boberbrücke zum Schloss. Mein Vater stammt aus Haynau in Schlesien. Bedingt durch den Krieg und seiner Stellung bei der Luftwaffe, wurde er Anfang 1939 nach Königsberg in Ostpreußen versetzt.
Dort konnte er mit meiner Mutter und meinen beiden Brüdern ein Einfamilienhaus beziehen. Im Juni des gleichen Jahres wurde ich dort geboren.
Noch vor dem russischen Angriff auf Königsberg gelang uns die Flucht aus dieser Stadt. Bei meinen Großeltern in Jannowitz fanden wir wieder Unterschlupf.
Das in Ihrem Roman Kupferberger Gold beschriebene Schicksal von Ella ähnelt in vielen Passagen auch dem unseren. Mit der Besetzung Schlesiens durch die Russen, quartierten sich sechs russische Offiziere bei uns ein. Sie bezogen die obere Etage – wir mussten uns die restlichen Räume mit unseren Großeltern teilen – es war sehr eng. Dennoch – wir hatten Glück. Einer von ihnen hieß Pjotr und beherrschte unsere Sprache. Meine Mutter war eine junge Frau und so mussten auch wir Kinder uns ständig unter den Betten verstecken. Unseren einquartierten Russen blieb das nicht verborgen – sie boten uns ihre Hilfe an und so beschützten uns Russen vor Russen!!!. Mit Pjort verband mich alsbald eine schöne Freundschaft. Wir gingen zum Bober fischen (leider mit Handgranaten) – er erzählte mir viel von seiner Heimat, und was das Wichtigste war, er besorgte uns ab und zu etwas Essbares. Ansonsten ging ich mit meiner Oma bei den Bauern betteln. Noch heute bin ich im Besitz eines Andenkens an Pjotr. Er hat es mir geschenkt, als er Jannowitz verließ. Ganz schlimm war die Zeit, als die Polen kamen. Hunger – Angst und Schrecken bestimmten von nun an unseren Tagesablauf. Wir wurden ausgeplündert und mussten unser Haus mit unbestimmten Ziel verlassen. Kilometerlange Trecks waren unser Schicksal. Auch wir wurden bei einem dieser Tecks von Russen befreit. Unsere Mutter wurde vor unseren Augen von Polen fast zu Tode geprügelt und getreten. Schließlich mussten auch wir, wie in Ihrem Buch beschrieben,Schlesien verlassen. In Hirschberg wurden wir in Güterwagen eingepfercht. Nach einer Woche Odyssee kamen wir dann in Diepholz Niedersachsen an.
Auch dort waren wir nicht sehr willkommen – man wollte uns nicht. Zigeunerpack und -gesindel – so beschimpfte man uns. Wir wurden, da man uns nicht gebrauchen konnte, wir waren ja noch Kinder, mit einem Pferdewagen und ein paar Bund Stroh ins Moor gefahren. Dort stand ein verfallener Schafstall in dem man uns zunächst ablud. Hunger – Ausbeutung und Missachtung kamen wir auch hier bei den Bauer zu spüren. Hunger, und das in einem Dorf, das nur aus Bauernhöfen bestand – kaum zu glauben.

Sehr geehrter Herr Kornemann, ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Kurzbericht über die Kriegs- und Nachkriegszeit zu lesen und grüße Sie ganz herzlich.
Ihr Peter Furche
59192 Bergkamen

Übrigens: Unser Haus in Jannowitz wird von einer sehr netten polnischen Familie bewohnt und von ihnen wunderbar in Ordnung gehalten. Uns verbindet nun eine schöne Freundschaft. Im Anhang ein paar Fotos von unserem Haus (Doppelhaus unterhalb der Kirchen).
85. Kommentar: 13. April 2015, 21:58
Lieber Herr Kornemann,
eine gute Nachricht habe ich für Sie: In Kupferberg gibt es wieder eine Brauerei, siehe Neue Brauerei in Miedzianka Vom Schaukasten an der alten Brauerei, die nun eine Ruine ist, fotografierte ich einiges ab, siehe Anlage. Die neue Brauerei befindet sich gegenüber der alten Brauerei auf der anderen Straßenseite etwas abseits und ist ein kompletter Neubau. Eigentlich handelt es sich um eine Gaststätte mit integrierter Brauerei. Den Namen "Kupferberger Gold" verwendet man allerdings nicht mehr. Meine Frau und ich fanden im Schloß Fischbach ein ausgezeichnetes Quartier. Schön ist es hier, in Fischbach, in Jannowitz, in Kupferberg und in Rohrlach. Ihr Buch "Kupferberger Gold" bewegte mich und vermittelte mir eine Beziehung zu dieser Region in Schlesien.

Lieber Herr Kornemann,
gute Gesundheit wünsche ich Ihnen
und verbleibe mit herzlichen Grüßen
Dieter Winkler, Dresden



Lieber Herr Winkler,
über Ihre gute Nachricht habe ich mich sehr gefreut.
Ich habe im September letzten Jahres den Rohbau der neuen Brauereigaststätte im Vorbeifahren fotografiert, wußte aber bis jetzt nicht, was das einmal werden sollte.
Jetzt habe ich die Redaktion der Zeitschrift SCHLESIEN HEUTE informiert und hoffe, daß die dem Projekt auf den Grund gehen. Es soll eine Firma aus Breslau sein, die diese komfortable Brauereigaststätte gebaut hat. Ich werde Sie mit den Informationen, die ich erhalte, weiter informieren.

Herzliche Grüße aus Wolfsburg
Ihr Heinz Kornemann

PS
Gerade wurde mir die Aussage mitgeteilt: Das Bier mundet köstlich. Dazu erhielt ich diesen Link mit einer interessanten Bildergalerie. (Link: Bitte anklicken!)

PS
Hier eine Übersetzung aus dem Internet ins Deutsche (Link: Bitte anklicken!)

PS
Hier noch ein weiterer Link:
ein Bericht auf Deutsch betreffend die neue Brauerei in Miedzianka (vormals Kupferberg)

(Link: Bitte anklicken!)


86. Kommentar: 7. Juni 2015, 22:40
Lieber Herr Kornemann,
ich besitze seit einigen Jahren Ihr Buch: "Kupferberger Gold", weil Kupferberg neben meiner Geburtsstadt Lüben ganz wichtig in meiner Biographie ist. Ich bin eine Tochter des in Ihrem Buch von Ella erwähnten Lehrers Nieke, habe selbst aber nur 2 1/2 Jahre nach der Flucht aus Lüben im Januar 1945 – bis zur Vertreibung 1947 in diesem schönen Städtchen gewohnt und bin entsetzt, was aus Preußens kleinster, aber stolzer Stadt geworden ist.
Gerade komme ich von einer Schlesienreise zurück: Breslau – Jannowitz – Kupferberg – Krummhübel (und natürlich auch Lüben), es ist, als hätten Sie dieses Buch für mich geschrieben, so vertraut ist mir vieles.
Ich bin Ihnen sehr dankbar und grüße Sie aus Österreich
Gisela Padelek
giselapad@gmail.com

Die neue Brauerei braut wirklich ein leckeres Bier, ich wünsche dem jungen Unternehmerpaar viel Erfolg. Die alte Brauerei Franzky (deren Tochter Gisela die Patin meines Bruders Eberhard war) und die alte Villa berühren mich tief, die Familie Franzky gehörte zu den engsten Freunden meiner Eltern.
87. Kommentar: 19. Januar 2016, 07:44
Hallo Herr Kornemann,
nun habe ich in Ihrem GB etwas gestöbert und möchte auch etwas hinterlassen.
In 2011 war ich das letzte Mal in Schlesien und habe eine Wanderung in den Falkenbergen gemacht.
Auf die Idee dazu bin ich durch ihre Beschreibung gekommen. Die Karte "Rundtour" hatte ich mir dazu ausgedruckt und dabei dann Schildau, Lomnitz und das Schweizerhaus in den Falkenbergen aufgesucht. Anbei ein Foto von den Felsen in den Bergen dort.
Gruß nach Wolfsburg,
www.Breslau45.de
kptix@t-online.de
88. Kommentar: 24. Februar 2016, 10:39
Sehr geehrter Herr Kornemann,
mit großem Interesse habe ich Ihren Webauftritt zum Thema Rohrlach zur Kenntnis genommen. Mein Vater, Hartmut Rüffer, wurde am 14.1.1944 in Hirschberg geboren, seine Eltern waren Oskar und Minna Rüffer. Ich war noch nie in Rohrlach, meine Oma hat den Ort immer als außergewöhnlich schön beschrieben, sie verstarb 1989. An wen wende ich mich am Besten, wenn ich eine Reise durchführen will, ich möchte dort nicht einfach hineinstolpern, aber ich möchte natürlich das Riesengebirge, Hirschberg, Rohrlach und auch den Hof meines Opas sehen, ohne die Gefühle der Menschen zu verletzen. Vielleicht haben Sie einen Tipp, wie ich anfangen sollte. Heute ist das sicher einfacher als früher, aber damit auch schwieriger, das Überangebot der Freiheit richtig zu nutzen. Außerdem interessiert mich ihr Rohrlacher-Treffen. Wird das noch durchgeführt? Ich würde gerne einmal dort hinkommen und diese Menschen kennenlernen. Ich bin 47, habe 4 Kinder und würde ihnen gerne zeigen, was Wurzeln sind und wo man sie finden kann. In der heutigen Zeit ist das wichtiger denn je.
Viele Grüße Christian Paulmann (geb. Rüffer).
Sehr geehrter Herr Paulmann,
die Zeitzeugen, die noch in Rohrlach gelebt haben, werden immer weniger. Das ist eben der Lauf des Lebens. Heute hätte ich immer noch viele Fragen an meine Mutter. Fragen, die nicht mehr beantwortet werden können. Gern dürfen Sie mich und auch Herrn Herbert Zingler, der die Rohrlacher Treffen organisiert, anrufen. Das nächste Rohrlacher Treffen findet am 21. Mai 2016 ab 12:00 Uhr (gemeinsames Mittagessen) im Calenberger Bauernstübchen, Adolph-Brosang-Str. 17, 31515 Wunstorf statt.
Es wäre interessant, wenn wir uns dann einmal persönlich kennenlernen, den Namen Rüffer hat meine Mutter in Gesprächen oft erwähnt. Ich bin auch mit meiner Mutter bei Rüffers in Espelkamp zu Besuch gewesen und ich meine, daß Rüffers uns auch in Bremen besucht haben.
Beste Grüße aus Wolfsburg Heinz Kornemann
Sehr geehrter Herr Kornemann,
vielen Dank für Ihre Antwort. Den 21. Mai habe ich mir vorgemerkt und werde gerne kommen, wenn ich dann Zeit habe. Da ich ja ein angeheirateter Paulmann bin, habe ich meine Frau zu dem Namensvetter in Bremen befragt. Wir haben dort allerdings keine Verwandten, unsere Familie stammt aus Celle. Meine Herkunftsfamilie heisst Rüffer und ist aus Rohrlach über Gütersloh nach Espelkamp vertrieben worden. Mein Vater lebt noch, seine Schwester verstarb 2014 im Alter von über 90 Jahren. Ihre beiden Töchter, meine Cousinen also, wurden auch in Rohrlach geboren und leben in Schleswig Holstein. Alle anderen sind leider schon verstorben. Danke für Ihre Kontaktdaten, von denen ich gerne Gebrauch machen werde.
Viele Grüße Christian Paulmann
89. Kommentar: 20. Mai 2016, 17:25
Sehr geehrter Herr Kornemann!
Ich bin durch die Recherche über Albert Grau auf Ihre Website und auf Ihre Tätigkeiten gestoßen. Ich finde diese wichtig, eindrucksvoll und mir ans Herz gehend.
Es gibt einen Künstler in Darmstadt, der seit Jahren das Bauwerk von Albert Grau, die zerstörte und seit 1940 abgerissene Synagoge von Glatz in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Erinnerungsarbeit gestellt hat. Ich unterstütze ihn in der Recherche nach dem Bauwerk und nach der damaligen Bevölkerung von Glatz, die 1946 wie Ihre Familie komplett vertrieben wurde.
Der Künstler führt Herrn Albert Grau als Architekten mit jüdischem Glauben. Von Professor Arno Herzig, Hamburg erfuhr ich, dass er nicht jüdischer Religion war. Und ich finde auch in den Artikeln über Albert Grau kein Hinweis in dieser Richtung. Nur das von ihm verbreitete Bild, auf dem er eine Kipa auf dem Kopf hat, läßt das vermuten.
Können Sie uns da weiterhelfen. Können Sie uns den Kontakt zu Nachkommen des Architekten Grau aus Breslau herstellen?
Mit herzlichen Grüßen
Rembert Boese
Sehr geehrter Herr Boese,
leider kann ich Ihnen den Kontakt zu Nachkommen der Familie Grau nicht herstellen. Wahrscheinlich gibt es keine Nachkommen. Daß der Architkte Grau nicht jüdischer Relegion war, geht auch aus dem Bericht von Herrn Gleiß auf meiner Homepage hervor.Die Villa der Architekten Grau in Jannowitz (Bitte die Zeile anklicken, um zum Artikel zu gelangen!) In diesem Bericht steht im drittletzen Absatz, daß die Tochter von Mathilde und Joachim Grau, Helga Dester, geb. am 30.6.1939 in Breslau, im Garten der Villa Grau getauft wurde. „Sogar ein Taufbecken war vorhanden.“ Helga Dester war eine der letzten Vertreter dieser Familie und lebte (lebt?) seit über 60 Jahren in Australien. In den deutschen Adreßbüchern erhielten zwischen 1939 und 1945 die weiblichen Juden den zusätzlichen Vornamen Sara, und die männlichen Juden den zusätzlichen Vornamen Israel. Die Famile Grau ist in den Breslauer Adreßbüchern nicht mit diesen Vornamen gekennzeichnet. Am 3. August 2017 erhielt ich die unten stehende E-Mail (90. Kommentar) von Frau Rosemarie Pattenden. Frau Pattenden schrieb mir, daß Joachim Grau als Anti-Nazi in einer Selbstmord-Mission in der Ukraine in den Tod geschickt wurde. Als Jude wäre er nicht Soldat in der Wehrmacht geworden, da hätten ihn die Nazis ins KZ und in Auschwitz in die Gaskammer geschickt; wie Millionen andere Menschen auch.
Mit herzlichen Grüßen
Heinz Kornemann