Der Ort Kupferberg (Seite 6)
Uran und Bier in Kupferberg
Uran wird in Miedzianka (Kupferberg) nicht mehr abgebaut, aber Bier wird dort wieder gebraut. Gern habe ich den Erzählungen meines in Kupfer­berg aufgewachsenen Heimat­freundes, Heinz Friebe, gelauscht. Als Kind hatte er 1945, der Krieg ging zu Ende, zwei Männer in SS-Uniform belauscht. Die waren vom Wirt­schafts­betrieb „Seltene Erden Oranien­burg“ und gingen mit einem Geiger­zähler durch die Felder zwischen Waltersdorf (Mniszkow) und Kupferberg. In Schmiede­berg (Kovary), knapp zwanzig Kilometer von Kupfer­berg entfernt, wurde schon Uran abgebaut und nach Oranien­burg zu den Auer-Werken geliefert.
Die Auer-Werke in Oranien­burg waren das erste Werk weltweit, das eine Techno­logie beherrschte mit der metallisches Uran hergestellt werden konnte. Ende 1940 standen dort die ersten 240 kg hochreines Uran­metall für Versuche bereit. Deut­schen Physikern war klar, dass durch die Kern­spaltung auch der Bau einer Atombombe möglich war. Die Wissen­schaftler nannten damals die Atom­bombe „Uranbombe“. Der Wettlauf um die Atombombe zwischen Amerikanern und Russen hatte seinen Ausgangs­punkt in Berlin, dort wurde 1938 die Kern­spaltung entdeckt und bis zum Kriegsende intensiv an ihrer Nutzung gearbeitet und so begann am 15. März 1945 der Atomwett­lauf zwischen den USA und der Sowjetunion in Oranien­burg mit einem Inferno. Es war ein schöner Früh­lings­tag und um 14:45 Uhr verdunkelte sich der blaue Himmel über der Klein­stadt. 612 ameri­ka­nische B-17 Bomber luden in 45 Minuten die tödliche Fracht von 5.690 Bomben über den Auer-Werken, das Zentrum der deutschen Uran­verarbei­tung, ab. 4.022 Bomben waren mit chemi­schen Langzeit­zündern versehen.
Know how und Material zur Entwicklung der Atom­bombe sollte den anrückenden Russen nicht zur Beute werden. Die Amerikaner wussten, dass die Auer-Werke in der Zukunft im russischen Sektor liegen würden und somit für sie unerreich­bar sein würden.
Vor der Zerstörung der Auer-Werke waren noch 70 kg Uran nach Stadtilm, 30 km südlich von Erfurt, in ein Kernforschungs­labor gebracht worden. Dort fiel den Amerikanern das Uran in die Hände. Vielleicht war es das Uran, das in den beiden Atom­bomben war, die auf Japan abgeworfen worden sind. Die Sowjets förderten in Schmiedeberg in der Zeche R 5 und in Kupfer­berg Uran und bauten damit ihre Atombomben.
Nach der Ausbeutung des Urans in Kupfer­berg war der Ort dem Verfall preisgegeben, die Brauerei „Browar Miedzianka“ wurde geschlossen und die letzten verbliebenen Einwohner sind 1972 in die Kreisstadt Hirsch­berg umgesiedelt worden.
Soweit zum Uranabbau im Hirsch­berger Tal und jetzt, im Sommer und Herbst 2015 erhalte ich E-Mails und Telefon­anrufe mit Bildern, vom iphone aufgenommen und gesendet. Begeistert wird mir in diesen Mails und Telefonaten bei einem guten Glas Bier über die schöne Aussicht berichtet, die man von der Terrasse des neuen Brauhauses hat. Das war auch für meine Frau und mich ein Grund, mal wieder in das schöne Hirsch­berger Tal aufzu­brechen und der neuen Brauerei einen Besuch abzu­statten.
Aus dem Nachlass meines im Juni 2015 verstor­benen Heimat­freundes, Heinz Friebe, der auch in dem von Filip Springer geschrie­benen Theater­stück „Miedzianka Die Geschichte des Verschwin­dens“ von einem Schau­spieler dargestellt wird, hatte ich eine aus grünen Glas bestehende Bier­flasche mit Bügel­verschluss erhalten.
Auf der Glas­flasche steht:
Kupferberger Brauhaus
G. Franzky
und auf der Rückseite:
Unverkäuflich
Den sehr erfreuten Betreibern der Brauerei, Frau Ewa Jurrkiewicz und Herrn Jaroslaw Kadziela über­reichte ich die Bier­flasche aus deutscher Zeit. Dazu, mit einer Widmung, mein Buch „Kupfer­berger Gold“. Außerdem konnte ich Grüße von Frau Claudia Franzky-Witte, eine Enkel­tochter des ehe­maligen Brauerei­besitzers, Georg Franzky, aus­richten. Frau Franzky-Witte freut sich sehr darüber, dass dieser Ort in dieser wunder­baren Landschaft wieder belebt wird. Zum Abschied erhiel­ten wir ein Präsent mit den verschie­denen Bier­sorten. Ein Verein will an die Vergangen­heit des Ortes erinnern und hat Schau­tafeln aufge­stellt, die in polnischer Sprache an die Geschichte des Ortes Kupfer­berg erinnern.

Hier können Sie einen kurzen virtuellen Rundgang durch das Brauhaus unternehmen:
Ein Rundgang durch das Brauhaus
Von links: Christiana Kornemann, Jaroslaw Kadziela, Ewa Jurkiewicz, Heinz Kornemann. (Zoom: Bild anklicken!)
Im Januar 2015 hat Ulrich Junker eine Geschichte des Bergbaus in Kupferberg veröffentlicht.
Diese Bierflache kehrte nach Kupferberg in die neue Brauerei zurück. (Zoom: Bild anklicken!)
Mehrere Schautafeln wurden im ehemaligen Ort aufgestellt. Oben, in der Mitte hinter dem Zaun, ist der Granitstein des ehemaligen Kriegerdenkmals zu sehen, das an die Gefallenen des I. Weltkrieges erinnert. Auf meiner Kupferberg-Seite 2 ist das Kriegerdenkmal beschrieben. (Zoom: Bild anklicken!)
Informationstafeln vor dem ehemaliegn Wohnhaus der Familie Franzky. (Zoom: Bild anklicken!)
Blick vom Parkplatz auf das Brauhaus.
(Zoom: Bild anklicken!)
Blick von der Terrasse zu den Falkenbergen.
(Zoom: Bild anklicken!)

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