31. Kommentar: 04. Okt. 2005, 15:03
Sehr geehrter Herr Kornemann, wir stehen noch unter dem Eindruck einer Polenreise in die ehemals deutschen Gebiete Ostbrandenburg, Ostpreussen, Masuren und Pommern. Neben dem Wiederaufbau und dem Erhalt der alten deutschen Städte, u.a. Thorn, Elbing Danzig, Lötzen, Marienburg, Stolp un Stettin fiel uns neben der Landschaftserhaltung vor allem die Freundlichkeit nicht nur der älteren sondern auch der jungen Menschen auf, die sehr wohl ihre wie unsere gemeinsamen Geschichte objektiv erläutern können. Ich selbst stamme aus Trebnitz/ Niederschlesien ( Jahrgang 1934 ) und kenne inzwischen auch meine niederschlesische Heimat bis ins Riesengebirge aber auch in den böhmischen Bereich wieder recht gut. Der derzeitige Erfahrungsstand 2005 beeindruckte mich und meine Frau ( als geborene Westdeutsche ) aber ganz besonders!!! Sie fragen nach meiner Meinung zum Standort einer Erinnerungstätte über die Vertreibung speziell der Deutschen aber auch anderer europäischer Völker. Berlin oder Görlitz in Deutschland sollten es nicht sein. Als Standorte kommen für mich Breslau, Warschau, Posen oder auch Danzig in Betracht. Sie wissen ja, auch Polen wurden von den Russen ( Ostpolen ) ausgewiesen. Das Unrecht wurde in Teheran, Jalta und Potsdam beschlossen!
Mit freundlichen Grüssen Christian Riedel
riedel.rita@t-online.de
Sehr geehrter Herr Riedel,
Berlin sollte es nicht sein, da stimme ich mit Ihnen überein. Ich finde es richtig, daß das Holocoust Mahnmal in Berlin nur "einen Steinwurf" entfernt von der ehemaligen Reichskanzlei errichtet wurde. Eine Stätte, von der sehr viel Unheil ausging.
Aber warum soll ein Mahnmal, das an die Vertreibung erinnert, ausgerechnet in Berlin stehen?
Ein Mahnmal über die Vertreibung der Deutschen und Polen aber auch anderer Europäer sollte in den Gebieten entstehen, in denen die Vertreibung stattfand.
Interessant finde ich den Vorschlag, den ein Freund von mir gemacht hat (siehe Kommentar 28). Direkt auf der Grenze zwischen Polen und Deutschland in der geteilten Stadt Görlitz. Ein Mahnmal gegen Vertreibung könnte u.a. auch in Städten wie Königsberg, Breslau oder Lemberg stehen. Görlitz ist eine durch die Folgen des Nationalsozialismus geteilte Stadt, die aus zwei Nationen besteht. Sie ist neue Heimat geworden für vertriebene Polen und ebenso für vertriebene Schlesier. So würde ich Görlitz gegenüber anderen Städten den Vorzug für ein "Zentrum gegen Vertreibungen" geben.
Mit freundlichen Grüßen Heinz Kornemann
32. Kommentar: 21. Okt. 2005, 15:11
Sehr geehrter Herr Kornemann,
das "Zentrum gegen Vertreibungen" (www.z-g-v.de) wird in der deutschen Hauptstadt Berlin realisiert werden. Die Widerstände gegen dieses Vorhaben sind z.T. verständlich, aber insgesamt irrelevant. Wenn man in Görlitz in angemessener Form der Vertreibung gedenken will, ist dies höchst erfreulich. Wir geben gerne jede ideelle Unterstützung. Wir danken Ihnen jedenfalls für Ihr Interesse an der Arbeit der deutschen Heimatvertriebenen und verbleiben
mit freundlichen Grüßen Leuschner / BdV
www.z-g-v.de
33. Kommentar: 23. Okt. 2005
Lieber Herr Kornemann,
die Brücke und Görlitz –
sind ein Vorschlag,
an Vertreibungen ohne ideologischen Schluckauf zu erinnern,
der mir ganz und gar einleuchtet.
Beste Grüße Ihr Peter Härtling
34. Kommentar: 17. Okt. 2005

Frau
Erika Steinbach
Mitglied des Deutschen Bundestages
Platz der Republik 1
11011 Berlin

Betr.: Ein "Zentrum gegen Vertreibungen" in Görlitz statt in Berlin

Sehr geehrte Frau Steinbach,

als Autor des Romans Kupferberger Gold, in dem Vertriebenenschicksale von Protestanten, Juden und Schlesiern geschildert werden, bin auch ich ein Sympathisant eines "Zentrum gegen Vertreibungen"; aber nicht in Berlin, wie Sie es als Vertreterin des Vertriebenenverbandes fordern.

Ich finde es richtig, daß das Holocoust-Mahnmal in Berlin nur "einen Steinwurf" entfernt von der ehemaligen Reichskanzlei errichtet wurde. Eine Stätte, von der sehr viel Unheil ausging.

Aber warum soll ein Mahnmal, das an die Vertreibung erinnert, ausgerechnet in Berlin stehen? Ein Mahnmal über die Vertreibung der Deutschen und Polen aber auch anderer Europäer sollte in den Gebieten entstehen, in denen die Vertreibung stattfand. Ein "Zentrum gegen Vertreibungen" könnte u.a. auch in Städten wie Königsberg, Breslau oder Lemberg stehen.

Interessant finde ich den Vorschlag, den ein Freund von mir (Architekt in Berlin) gemacht hat (Kommentar 28 auf meiner Homepage im Gästebuch). Das "Zentrum gegen Vertreibungen" sollte direkt auf der Grenze zwischen Polen und Deutschland in der geteilten Stadt Görlitz stehen. Er schreibt u.a..:

"Es sollte ein Brückenbau sein, der sich über die Neiße spannt. In der Brückenmitte mit einem Kuppelbau für rund 250 Menschen (aus jedem Land dieser Erde einer), um am 8. Mai eines jeden Jahres in einem Konzert, Musik verbindet und wird von jedem Menschen verstanden (Betonung liegt auf Mensch), an den Krieg, und damit auch verbunden an den Frieden zu erinnern!"

Görlitz ist eine durch die Folgen des Nationalsozialismus geteilte Stadt, die aus zwei Nationen besteht. Sie ist neue Heimat geworden für vertriebene Polen und ebenso für vertriebene Schlesier. So würde ich Görlitz gegenüber anderen Städten den Vorzug für ein "Zentrum gegen Vertreibungen" geben.

Mit freundlichen Grüßen
Heinz Kornemann

PS
Auf die Anwendung der neuen Rechtschreibung verzichte ich, macht es doch wenig Sinn, alte Unzulänglichkeiten durch neue zu ersetzen.
Erika Steinbach
Mitglied des Deutschen Bundestages
Berlin, den 21.10.05

Herrn
Heinz Kornemann
Wolfsburg

Sehr geehrter Herr Kornemann,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 17. Oktober 2005 und die Anregung, das Zentrum gegen Vertreibungen in Görlitz anzusiedeln.

Bei einem persönlichen Besuch in Görlitz konnte ich mich von der besonderen Schönheit der Stadt, aber auch von der besonderen deutsch-polnischen Brückenfunktion, die diese Stadt besitzt, überzeugen.

Flucht und Vertreibung sind kein alleiniges deutsch-polnisches Thema. Vertreibungen hat es an vielen Orten in Europa gegeben und ich warne davor, dieses Thema auf zwei Staaten zu verengen. Es würde vielen Opfern nicht gerecht werden.

Aus diesem Grund lehne ich einen Standort des Zentrum gegen Vertreibungen in Görlitz ganz bewusst ab. Es würde dem Thema nicht gerecht werden und die besondere deutsch-polnische Verbindung, die man dort spürt, gefährden.

Mit freundlichen Grüßen
Erika Steinbach
35. Kommentar:

Die gleichen Zeilen (siehe Kommentar 34.) zum Thema "Zentrum gegen Vertreibungen" schrieb ich an

Ulf Großmann
Bürgermeister für Kultur, Jugend,
Schule und Sport, Soziales
02826 Görlitz

er antwortete am 2. Nov. 2005 auf mein Schreiben vom 17. Okt. 2005

Sehr geehrter Herr Kornemann,

mit großem Interesse habe ich Ihren Brief vom 17. Oktober 2005 zur Kenntnis genommen, in dem Sie auf die Initiative des Bundes der Vertriebenen "Zentrum gegen Vertreibung" eingehen.

Der Deutsche Bundestag hat sich mit diesem Thema vor einigen Jahren beschäftigt und zunächst beschlossen, eine wissenschaftliche Aufarbeitung zu diesem Themenfeld anzustellen unter der Voraussetzung, dass über ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen diskutiert wird und dessen Realisierungschancen, historische Notwendigkeiten und wissenschaftliche Begleitung gesprochen wird. In der Folge hat es eine Vielzahl von Diskussionen, Foren und Wortmeldungen bedeutender Persönlichkeiten gegeben.

So hat sich der ehemalige Außenminister der Republik Polen, Prof. Dr. Bartoszewski, zu Wort gemeldet und u.a. darauf hingewiesen, dass ein solches Zentrum nur dann von Polen akzeptiert werden kann, wenn es ein europäisches ist und wenn es nicht in Berlin, sondern am Ort einer Schicksalsstadt, wie z. B. Görlitz, etabliert werden würde. Auch der Kopernikuskreis, der sich aus deutschen und polnischen Wissenschaftlern zusammensetzt und sich mit deutsch-polnischen Themen im wissenschaftlichen Diskurs beschäftigt, hat in seiner Empfehlung für ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen neben der Idee der Entwicklung eines Netzwerkes verschiedener europäischer Stätten und Orte, an denen Vertreibungen stattgefunden haben, auch die Europastadt Görlitz / Zgorzelec als Standort für eine Koordinierungsstelle dieses Netzwerkes ins Spiel gebracht.

Ich hatte im Februar 2003 ein Memorandum für ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen in der Europastadt Görlitz / Zgorzelec verfasst und dem Stadtrat der Kreisfreien Stadt Görlitz zur Diskussion vorgelegt. Der Stadtrat hatte dieses Papier zustimmend zur Kenntnis genommen und den Auftrag gegeben, diese Idee weiterzuverfolgen.

Im vergangenen Jahr hat der Auftritt von Frau Steinbach in Warschau für große Verstimmung und geradezu zu hysterischen Äußerungen einiger polnischer Medien und des einen oder anderen polnischen Politikers geführt. Zwischenzeitlich hat sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen in dieser Angelegenheit wieder beruhigt, und die auf dem Gefrierpunkt abgekühlte Atmosphäre hat sich wieder erwärmt.

Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen und die Äußerungen des neuen Staatspräsidenten der Republik Polen lassen eine verbale Verschärfung im deutsch-polnischen Dialog, besonders bei der Besprechung unserer gemeinsamen Geschichte, befürchten. Deshalb ist es angeraten, mit oben genannten Themen momentan diplomatisch verhalten umzugehen. Nichtsdestoweniger verfolgen wir die Diskussion mit großem Interesse und sind, so wie Sie, sehr geehrter Herr Kornemann, der Meinung, dass eine Initiative für ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen nicht ohne die Berücksichtigung einer Schicksalsstadt, wie der stadt Görlitz / Zgorzelec an der Grenze zwischen Deutschland und Polen initiiert werden sollte.

Ihre Anregung für einen Brückenbau, die ich sehr interessant und spannend finde, wird mit Sicherheit in die Diskussion aufgenommen werden, wenn über dieses für die deutsch-polnische und europäische Aussöhnung so wichtige Thema eines Europäischen Zentrums gegen Vertreibungen erneut diskutiert wird.

Mit freundlichen Grüßen
U. Großmann
Bürgermeister für Kultur, Jugend,
Schule und Sport, Soziales
36. Kommentar:

Die gleichen Zeilen (siehe Kommentar 34.) habe ich auch an Freya Klier geschickt und eine handschriftliche Antwort erhalten

FREYA KLIER
AUTORIN
REGISSEURIN

Berlin, 28. Oktober 2005
Lieber Heinz Kornemann,
danke für Ihren Brief! Görlitz kenne ich ganz gut:
Ich habe in Bautzen meine Diplom-Inszenierung gemacht,
in Görlitz hatte ich seit der Wende schon mehrere Lesungen.
Und immer war ich auf der polnischen Seite.
Ja, ich finde Ihre Idee mit einem "Zentrum gegen Vertreibungen" in dieser Stadt gut!
Ich würde es auch zweisprachig aufziehen.
Leider habe ich aber gar keinen Einfluß – u. momentan ist die Sache sehr verfahren.
Die Idee mit dem Brückenbau Ihres Freundes gefällt mir auch sehr . . .
Mit besten Grüßen – Freya Klier
www.freya-klier.de