96. Kommentar: 8. August 2020, 13:01
Sehr geehrter Herr Kornemann,
mein Name ist Ina Exner, meine Oma, Ella Exner, geboren in Kupferberg, war eine Cousine Walter Dörings. Ich bin Lehrerin für Geschichte und Deutsch und habe mich schon seit frühester Kindheit für meine Vorfahren aus dem Reich Rübezahl interessiert! Am 17.08.2020 werde ich zum ersten Mal die Heimat meiner Ahnen in Niederschlesien besuchen können und natürlich recherchiere ich nochmals gründlich, um gut vorbereitet zu sein! In diesem Zusammenhang fand ich Ihre wunderbare, aufschlussreiche und hoch interessante Website! Ich war sofort begeistert und beeindruckt von der Arbeit, der Mühe, der Leidenschaft, der Tiefgründigkeit und vor allem der Liebe zu Heimat, Menschen und Geschichte, welche in jedem Wort Ihrer umfangreichen Recherchearbeit zum Ausdruck kommt! Nun fand ich auch den Namen Walter Döring, den Cousin meiner Oma in Ihren Betrachtungen. Ich war sehr gerührt, als ich Ihren Text über Walter las und auch Fotos von seiner Malereien fand! Einige Male konnte ich mit Walter und seiner Frau Lisa zusammenkommen, wenn er meine Oma und ihren Bruder hier im Osten besuchte. Zu meiner Jugendweihe und zu meiner Hochzeit schickte er mir seine handgemalten Glückwunschkarte und alles hat einen Ehrenplatz bei uns behalten! Sein Buch liegt bei meinen Eltern immer sichtbar für uns alle vor! Und nun kommt Ihr Buch dazu, dass ich mir mit großer Vorfreude bestellen werde! Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre wertvolle Arbeit, Sie haben mir tiefere Einblicke in meine Vergangenheit ermöglicht! Das ist für mich ein unendlich wertvolles Geschenk! Ich wünsche Ihnen alles Liebe und Gute. Seien Sie und Ihre Familie herzlichst aus Sachsen gegrüßt
Ina Exner
Guten Tag Frau Exner,
vielen Dank für Ihre netten Zeilen vom 8. August. Inzwischen haben Sie die landschaftlich so schöne Heimat Ihrer Ahnen in Niederschlesien besucht und bestimmt neue Eindrücke dazugewonnen. Vielleicht haben Sie auch schon die Zeit gefunden und die ersten Seiten von "Kupferberger Gold" gelesen, auch da werden wieder viele neue Eindrücke auf Sie zukommen. Auch Ihnen und Ihrer Familie alles Liebe und Gute mit einem Gruße aus der Stadt Wolfsburg, die bis 1945 den Namen Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben trug.
Am 25.08.2020 um 14:56 schrieb Ina Exner:
Sehr geehrter Herr Kornemann,
ich habe mich sehr über Ihre Nachricht gefreut und bin mit so beeindruckenden Bildern und Erlebnissen aus dem Riesengebirge zurück gekommen, dass ich Ihnen gleich noch einmal schreiben möchte!
5 Tage konnten wir die herrliche Landschaft, die fast unberührten Dörfer in rauschender Natur und die zauberhafte Stadt Jelenia Gora/Hirschberg bereisen. Wir trafen uns wohlwollende, freundliche, aufgeschlossene und vor allem entspannt gelassene Menschen, mit denen wir trotz Sprachbarriere immer einen Weg fanden, uns zu verständigen! Wir verliebten uns in die grandiose Küche, plötzlich schmeckte ich das Essen, dass meine Oma für uns kochte, wieder auf der Zunge. Als wir Schloss Lomnitz besuchten, hörte ich am Nebentisch die Stimme eines älteren Herren und erkannte den Dialekt meiner Großmama! Es war, als sei ich auf eine Zeitreise gegangen.
Sie werden es mir glauben, eine tiefe Verbundenheit zu dieser Region erfüllte mein Herz, ich meinte, ich sei schon tausendmal hier gewesen. Es war, als würde ich etwas wiederfinden, dass es nur in meiner Vorstellung gegeben hatte, aber dass immer ein Teil von mir war.
Wir hatten alles dabei; Landkarten, Reiseführer, Stadtpläne, Geburtsurkunden, Fotos, Alben, Bücher, die Ahnentafel, den Regenschirm, Laufschuhe und glücksstrahlende Gesichter.
Zunächst fanden wir das Geburtshaus meines Vaters gegenüber des Hirschberger Flugplatzes. Leider trafen wir dort niemanden an, es gab keine Klingel und wir konnten uns nicht bemerkbar machen. Danach besichtigten wir die ehemalige evangelische Kirche, in der mein Vater getauft wurde. Die Pracht dieses Gotteshauses beeindruckte mich zutiefst.
Im strömenden Regen kamen wir nach Kupferberg, in der Brauerei schlüpften wir unter und genossen diese besondere Atmosphäre von Moderne und Tradition, von Natur und den immer wieder ankommenden Menschen, die fröhlich und unbeschwert aßen und tranken und wieder von dannen zogen.
Sturzbäche von Regen ergossen sich über Kupferberg und wir fuhren eine Runde durch den Ort, wir hätten nicht aussteigen können, wir wären in Sekunden durchnässt gewesen.
Doch schon während dieser kleinen Fahrt erkannte ich alles, was ich vorher nur auf Fotos sah, wieder.
Ich hatte auf Ihrer Homepage jede Einzelheiten studiert, ich kannte jedes Wort, jede Beschreibung, jedes Foto und so entstand vor mir das Gefüge dieses kleinen Städtchens.
Am nächsten Tag war das Wetter besser, und wir zogen los zur Erkundung meiner Heimat. In der Oberstadt Richtung Rudelstadt nach der Fleischerei standen die Häuser 42 (Pestinger), 43 (Breuer, meine Urgroßeltern) und 44 (Wolf).
Wir stromerten im Unterholz, ich fand Grundmauern, eine steinerne Treppe mit 2 Stufen, einen Pflaumenbaum, es war überwältigend für mich! Ich orientierte mich genau am Saal des "Schwarzen Adlers", um möglichst zentimetergetreu Hausnummer 43 zu rekonstruieren.
Richtung Rudelstadt steht noch ein bewohntes Haus. Zwei ältere Herren saßen davor und obwohl keiner die Sprache des anderen sprach, kamen wir in einen lebhaften Austausch. Ich zeigte alte Fotos von 1966, als meine Oma Kupferberg besuchte und der ältere Herr blätterte immer wieder im Album und erzählte und erzählte! Als wir gingen winkte er uns solange zu, bis wir um die Ecke des "Schwarzen Adlers" verschwanden. Ich war der glücklichste Mensch der Welt in diesem Moment!
Wir suchten und fanden den Friedhof und den Gedenkstein. Der Zahn der Zeit nagt an dem kleinen Gartenzaun, er fällt zusammen. Auch die sehr informativen Gedenktafeln verblassen, zum Teil sieht man, wie viele Finger auf bestimmte Orte gedrückt haben müssen, so abgegriffen ist das Material.
Auf dem Rückweg über die Kuhweide fand ich 2 Rotkappen wie aus dem Bilderbuch. Diese Episode ist für mich etwas ganz besonders, weil ich die einzigen Rotkappen meines Lebens mit meinen Opa mütterlicherseits im Erzgebirge fand. Ich war damals etwa 8 oder 9 Jahre und ich wollte immer wieder einmal diese Pilze finden, weil sie so schön sind! 40 Jahre musste ich warten und dann stehen sie in Kupferberg vor meiner Nase! Es ist unglaublich!
Ich könnte noch so viel erzählen, doch nun sollte ich schließen. Es war die spannendste und interessanteste Reise, ich konnte mich nicht sattsehen an all diesen Schönheiten!
Ach, ehe ich es vergesse, am letzten Tag unseres Urlaubs besuchten wir den mittelalterlichen Wohnturm in Boberröhrsdorf, weil auch dort Vorfahren von mir lebten. Im untersten Geschoss fanden wir die Präsentation von Karl Heinz Friebe über Kupferberg ausgestellt. Auch das war ein wunderschöner Augenblick für mich! Ich schicke ein Foto mit.
Lieber Herr Kornemann, ich danke Ihnen nochmal herzlichst für Ihre wunderbare Arbeit. Ohne Sie hätte ich niemals diese Vorstellung meiner Heimat haben können und vieles wäre in der Vergangenheit zurück geblieben! Ich bin Ihnen sehr dankbar und mein Herz ist voller Freude.
Natürlich dürfen Sie meine Zuschrift im Gästebuch wie vorgeschlagen veröffentlichen und vielleicht hören wir wieder etwas voneinander. Sollten Sie noch etwas Spezielles über unsere Reise wissen wollen, können Sie mich gern anrufen.
Alles Liebe und Gute für Sie und Ihre Familie
Herzlichst Ina Exner
08147 Crinitzberg