Die Geschwister Cläre Stryowski-Bädeker und Carl Bädeker
wohnten auf Schloß Rohrlach

Einige Rohrlacher haben das Geschwisterpaar noch in Erinnerung. Der 1864 in Elberfeld geborene Architekt Carl Bädeker und seine Schwester, Cläre-Stryowski-Bädeker.
In der zeitgenössischen Schreibweise wurde noch Baedeker geschrieben. Carl Bädeker erhielt seinen Vornamen nach seinem Großonkel, dem Gründer des bekannten Baedeker Verlages. Noch heute erscheinen die weltbekannten Reiseführer unter der Marke Baedeker im Verlag Karl Baedeker, der inzwischen zur Verlagsgruppe MairDumont in Ostfildern bei Stuttgart gehört.
Mit seiner Schwester, Cläre Stryowski-Bädeker (1857-1939), die Witwe des Danziger Malers und Museumsdirektors Wilhelm August Stryowski (1834-1917), lebte Bädeker zwischen den beiden Weltkriegen in dem neugotischen Herrenhaus Schloß Rohrlach, das in einem Parkgelände neben dem Dominium in Rohrlach lag.
Auch an die ausgiebigen Kutschfahrten, die die Geschwister mit einem Kutscher als Gespannführer unternahmen, können sich noch einzelne Rohrlacher erinnern. Oft gingen diese Fahrten nach Hirschberg zum Einkaufen. Die Lebensmittel wurden in großen Mengen eingekauft. Im Winter war statt des Kutschwagens der Pferdeschlitten eingespannt.
Wie ungezählte andere Schlösser in Schlesien, so ist auch Schloß Rohrlach nicht mehr vorhanden. Das Schloß war nach 1945 dem Verfall preisgegeben. Die Innenausstattung wurde geplündert und ab 1980 war auch die Ruine des Schlosses endgültig verschwunden.
Cläre Bädeker und Prof. Wilhelm Stryowski haben1878 in Danzig geheiratet. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1917 ist Cläre Stryowski-Bädeker nach Rohrlach gezogen. Dort verstarb sie 1939. Ihre Urne wurde in Danzig im Familiengrab an der Seite ihres Mannes und ihrer sehr früh verstorbenen Tochter beigesetzt. Ihre Tochter war bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben.
Der Architekt Carl Bädeker verbrachte seine Studienjahre in München und wirkte als Stadtarchitekt in Köln. 16 Jahre lang lebte Carl Bädeker u. a. in China (Shanghai) und Indien. Dort war er der Erbauer von repräsentativen Bank- und Konsulatsgebäuden. Auch die Geschäftshäuser von deutschen Im- und Exportfirmen baute er, dazu die Villen für die Direktoren dieser Firmen.
Im I. Weltkrieg wurde Bädeker interniert und sein Vermögen beschlagnahmt. Mittellos kehrte er nach Deutschland zurück und wohnte mit seiner verwitweten Schwester im Schloß Rohrlach, das sich im Besitz des Grafen Christian-Friedrich zu Stolberg-Wernigerode aus Jannowitz befand.
In der Rohrlacher Zeit hat Carl Bädeker Blumen und Pflanzen, die in Schlesien wuchsen, fotografiert und handkoloriert. Es war eine wunderbare große Sammlung von Kunstwerken im Postkartenformat, die das Riesengebirgsmuseum in Hirschberg gekauft hat.
1946 traf Carl Bädeker ein ähnliches Schicksal wie es ihn schon zuvor im I. Weltkrieg getroffen hatte. Wieder verlor er sein Vermögen und mußte seinen Wohnsitz verlassen. Der 82jährige wurde aus Rohrlach vertrieben. Im Güterwaggon ging es nach Westdeutschland. In Altenberg im Rheinland fand er bei seiner Nichte, Marianne Hauser, geb. Baedeker, ein neues Zuhause. Dort verstarb Carl Bädeker, der unverheiratet war, am 11. Mai 1958 im Alter von 94 Jahren. Die Trauerfeier fand im Krematorium des Westfriedhofs in Köln-Bocklemünd statt. Auf dem Westfriedhof in Köln-Bocklemünd wurde er auch beerdigt.

Heinz Kornemann
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